Mittwoch, 3. November 2010

Welcome to America.


 Es ist mal wieder Zeit einen Eintrag zu schreiben und ich habe auch den besten Anlass dazu. Seit fast einer Woche wohne ich jetzt in meinem neuen Apartment im 15. Stock in Hallandale Beach. Abgesehen von einer wahnsinns Aussicht und großem Pool stehen mir eine riesengroße Küche, ein riesengroßes Wohnzimmer und die Hälfte eines ebenso riesengroßen Zimmers zur freien Verfügung. Einer der Gründe, warum ich mich hier noch nicht so zu Hause fühlen kann wie in in good old Hollywood  bei Ches ist wohl der, dass ich es bisher aufgrund des Möbelmangels vorgezogen habe, bei Freunden zu schlafen die ein bequemes Sofa oder Bett haben, da ich mich hier - bis ich die Zeit und Lust aufbringen kann mich nach einer erschwinglichen und bequemen Matratze umzuschauen - mit einer Luftmatratze auf dem Boden zufrieden geben muss . Da die Chancen, „erschwinglich“ und „bequem“ unter einen Hut zu kriegen nach meiner Einschätzung nicht gerade gut stehen, prokrastiniere ich dieses Projekt mit hemmungslosem Eifer.
Prokrastination ist momentan eines meiner Lieblingsbeschäftigungen: In diesem Moment prokrastiniere ich eine längst überfällige Hausarbeit die ich in Heidelberg schon gestern hätte abgeben müssen und noch nicht einmal angefangen habe. Das Ergebnis der bislang eher "vorsichtigen" Suche nach Sekundärliteratur spielt in diesem spezifischen Prokrastinationsprozess eine entscheidende Rolle. Schön, dass man Hausarbeitsabgabetermine  meistens öfter als einmal prokrastinieren kann :)
Warum  aber vorgestern in meinem Kopf die Blog-Alarmglocken losgingen („BLOG-BLOG-BLOG-BLOG-BLOOOOOOG!“)  ist  um einiges spannender als mein Prokrastinationsproblem (bis jetzt habe ich den Höhepunkt dieses Eintrags auch ganz gut prokrastiniert, merkste!) :
Als ich am Samstag auf einer Prokrastinations/  Halloweenparty prokrastinierte ist etwas ganz Furchtbares passiert (im Spannendmachen bin ich fast so erfolgreich wie im effizient Hausarbeitschreiben). RATE MAL!!! Der Abend hat mich von Anfang an an einen schlechten Ami-horrorfilm erinnert (man kennt doch jene, die mit Halloweenparties anfangen).  Als ein paar Fremde oder Bekannte (war schwer zu sagen aufgrund einiger Kostüme), Ches, Mike und ich draußen standen und uns unterhielten, kamen aus der Wohnung unter uns zwei Männer, die uns fragten, ob wir die Musik leiser drehen könnten. Natürlich, sagte irgendjemand. Als die beiden Richtung Auto gingen, muss einer der beiden einen beleidigenden Kommentar aus unserer Party-Outsider-Gruppe vernommen haben (wir werden nie erfahren, was er gehört hatte oder geglaubt hatte zu hören, denn keiner von uns hat es mitbekommen) : Er kam mit verzogenem Gesicht die Treppe heraufgerannt, bäumte sich vor einem von uns auf und gab ihm fast bellend und in einer Mischung aus Black-Slang und Caló zu verstehen, dass er gefälligst ein Problem zu haben hat („You gotta Problem, motherfucker? What’s yo‘problem? You gotta fuckin‘ problem?!“ oder „What did you just say you little...?!!“)  Das ist alles, woran ich mich erinnere, wahrscheinlich weil das, was im nächsten Moment geschah, mein Kurzzeitgedächtnis bis auf weiteres lahmgelegt hat:  Als der größere der beiden fast handgreiflich wurde, zog der andere eine Pistole hervor, fuchtelte damit kurz in der Luft herum (zu dem Zeitpunkt hatte ich noch nicht begriffen, dass es eine echte sein könnte – es war ja schließlich Halloween!!!) und schoss in die Luft. (Die Schussrichtung schien willkürlich.) In dem Moment glaubte ich zu wissen, dass alle die draußen standen in wenigen Sekunden erschossen auf dem Apartmentvorbau liegen würden. Tell me about adrenaline. Ich war so geschockt, dass ich das Gefühl hatte, weder atmen noch mich bewegen zu können. (Und ich frage mich im Nachhinein, wie einige es schaffen in so einem Zustand noch ihre Blase zu entleeren!)  Dieser Mann schien so aggressiv und unberechenbar, dass es wirklich nicht fernlag vom Schlimmsten auszugehen. Keiner sagte ein Wort, alle waren wie festgefroren. Ich glaube Ches versuchte beruhigend auf den Bewaffneten einzureden, aber was auch immer in dem Moment gesagt wurde hörte ich nur wie durch Watte und konnte es nicht einordnen. Plötzlich sagte der andere „We’re all cool, we’re all cool“, was sich ein bisschen anfühlte, als würde  ich langsam aus einem Alptraum erwachen (der in Wirklichkeit nur wenige Sekunden andauerte).  Dann  gingen sie zügig die Treppe herunter, stiegen in ihr Auto und fuhren weg. Ich konnte immernoch nicht begreifen,was gerade passiert war, als Ches schon fragte, wo zur Hölle seine Zigaretten seien – „Could someone please give me my cigarettes...cuz my balls are gone right now!“ und dabei auch schonwieder halbwegs lachen konnte. Als sich alle einigermaßen beruhigt hatten, haben wir die Inside-Partygäste und die Gastgeberin darüber informiert, was für ein Horrorszenario sich soeben vor der Tür, hinter welcher sie bis jetzt gefeiert hatten, abgespielt hat. Als die Polizei kam, wurden die wenigen Gäste, die draußen standen,einzeln befragt, während sich auf dem Parkplatz eine ca. zehnkopf große Gruppe von Polizisten zusammenfand und nach irgendetwas suchte, was sie schließlich und logischerweise auf dem Apartmentvorbau fanden:  die Hülle der Kugel (die ja bekanntlich nicht mit abgefeuert wird, sondern die heimlich, still und leise auf der anderen Seite des Gewehrs herausfällt).  Es handelte sich um eine 22er.  Ja, achneee! Das hätte ich denen auch gleich sagen können, weiß doch jeder wie ne 22er aussieht!  Dafür hätten’se jetzt nicht so lange rumsuchen müssen...  :-)
Die Party war dann natürlich zu Ende, ich AM Ende, dennoch froh, am Leben zu sein und natüüüürlich ein besserer Mensch. And the Moral of the Geschicht:  Do not attend a private party in the subs if you don’t know the hood you’re getting yourself into.
Ob die beiden gefasst wurden, versuche ich gerade noch herauszubekommen, aber die Chancen stehen nicht schlecht, da wir wussten aus welcher Wohnung sie kamen und  das Fahrzeug beschreiben konnten. Ich fürchte allerdings, um die Gastgeberin dürfte man sich vermutlich Sorgen machen, falls man die beiden festgenommen hat. Angeblich gibt es für diese Straftat, also eine Pistole unter Menschen abzufeuern (wenn auch ohne Verletzte) schon zehn Jahre Gefängnis. Schwer zu glauben, aber so lautet hier das Gesetz. Wie streng es in der Praxis umgesetzt wird, ist wahrscheinlich eine andere Geschichte.  Ich muss mich jetzt noch ein bisschen von diesem Erlebnis und einem schweren Arbeitstag erholen, d.h. I-Pod mit meinem Gehirn vernetzen und langsam ins Koma fallen. Gute Nacht (M)ari.

Dienstag, 28. September 2010

Neues Auto aber noch obdachlos :-)


Hallloooooo! Ich habe schon soooo lange nichts mehr geschrieben, jetzt muss man mal wieder ran hier! Ich kann gar nicht glauben, dass es schon Ende September ist. Seit einer guten Woche wohne ich nicht mehr bei der Axt-Barbie, sondern bei einem mittlerweile gutem Freund in Hollywood (wunderschönes kleines Städtchen nördlich von Miami). Wer meinen letzten Post über Axt-Barbie gelesen hat, weiß ja Bescheid (ich habe ihn rausgenommen, weil ein paar darin erwähnte Dinge im Internet nicht erwähnt werden sollten). Was ist in den letzten zehn Tagen so passiert... Ich habe mir (endlich!!!) ein Auto zugelegt; einen roten Dodge Neon 97, der auch wirklich so alt aussieht wie er ist, weil die Farbe überall abbröckelt. ABER er fährt und der A.C. funktioniert – was will man mehr?! Die Wochenenden sind vollgestopft, denn durch Facebook & Co ist man immer auf dem neusten Stand, was Miami gerade zu bieten hat. Also empfiehlt es sich, wählerisch zu sein. Das heißt, nicht auf jede Geburtstags- oder Poolparty von der Freundin eines Freundes zu gehen, zu der man eingeladen wird, sondern sich seine Freizeit etwas ausgewogen einzuteilen, was ich gerade noch lernen muss. Dank einer Reihe glücklicher Zufälle habe ich innerhalb der letzten drei Wochen so viele interessante Menschen kennengelernt, dass kaum ein Tag vergeht, an dem man nach der Arbeit einfach mal zu Hause bleibt: Am Donnerstag war ich auf dem Full Moon Drum Circle in Miami Beach (mindestens genauso beeindruckend wie die Full Moon Party in Koh Phangan) - es folgten eine Sushi-Session, eine Penthouse Pool/Spa/Movie Night, eine 80’s Karaoke Party.  Die Arbeit an der Schule ist entspannt:  ich werte Tests aus, gebe „Tutoring“ in Lesen und Schreiben und helfe Lehrern beim Unterrichtsentwurf. Die Schüler sind mir gegenüber größtenteils devot und interessiert, so fällt einem nur das frühe Aufstehen (6 Uhr) schwer. In ein paar Tagen unterrichte ich zum ersten Mal selbst; ich darf den Schülern „Das menschliche Gehirn“ (Fach Psychologie) beibringen.  In welchen Fächern ich mitwirke spielt laut Gerd Mack (derjenige, der mir in Karlsruhe das Praktikum anrechnet) nämlich keine Rolle..
Ich liege übrigens gerade in einer Hängematte und genieße die Ruhe vor dem Sturm, denn spätestens morgen soll hier ein Hurrican die Stadt verwüsten. Da ich aber gerade erfahren habe, dass Schule trotzdem nicht ausfällt, sollte ich jetzt mal weiter korrigieren. Und mein bester Freund Key Lime Pie schreit auch schon aus dem Kühlschrank nach mir... this crust is magic, I’m telling ya! Bis bald!

Donnerstag, 16. September 2010

Drug Test und paranoide Vermieterin


BOAH. Schreibwut... aber erstmal ein paar Ereignisse der letzten zwei Wochen zusammenfassen – das Beste kommt zum Schluss!
Nach Yachtparty No. One gab es am nächsten Tag noch eine Yachtparty No. Two.  Diesmal konnte ich bei meiner verrückten Vermieterin – Barby ist ihr Name - mitfahren um nach South Beach zu kommen (warum „verrückt“, dazu später mehr!). Yachting natürlich wieder mit dem Retard-Clan (Mareike, Imki, ich. Kihihihi!). War gut. So, hätten’wa das... was noch...achja.. mit dem Bus von South Beach nach Hialeah zu kommen ist ein semi-guter Plan, hab ich ja schon erzählt. Habe mir also mal wieder eine Mitfahrgelegenheit ergattert – live, ganz ohne Internet. Schön wenn man Leute findet die noch froh sind, wenn sie helfen können... Dazu kann ich hier übrigens am ehesten die Mexikaner und Kubaner zählen!
Am folgenden Montag, so dachte ich, würde ich mein Praxissemester anfangen können. Nach dem ersten Staff meeting als ich gerade mit Ovi eine kleine coffe break eingelegt hatte, wurde er jedoch von Bernie auf seinem Walky Talky informiert, dass ich jetzt erstmal so schnell wie möglich einen drug test machen muss – vorher geht hier mal gar nichts. Aha, einen drug test also. ÄÄÄÄÄÄÄÄHHHHM!
Wie jetzt, drug test, wie meinen die das, Ovi?? Ob ich etwas zu befürchten hätte, frug er. Lügen bringt jetzt eh nichts, dachte ich – wenn mir hier jemand helfen kann, dann Ovi. Also gestand ich, was genau ich zu befürchten hatte. Meine letzten Joints waren keine zwei Wochen her und es waren vier Tage hintereinander, wenn auch alles brüderlich geteilt. „Good that you’re telling me this“, sagte Ovi, „now we need a plan.” Aha. Da war ich jetzt aber mal gespannt, was für einen Plan es da jetzt geben soll. Meine Hoffnung, dass das Zeug doch bestimmt schon längst nicht mehr nachweisbar sein würde hat sich auch verflüchtigt – bis zu dreißig Tagen sei das möglich. AAAAH!!!  Also gut. Watt’n für’n Plan jetze??   Schnell nahm er sein Handy und wählte eine Nummer. Wessen das war – it will remain a mystery. Jedenfalls weiß dieser Typ, american gangsta X, anscheinend, wie und wo man an ein Wundermittel rankommt, welches den Körper von allen THC-Spuren befreien würde. Ich sollte es drei Stunden vor dem Test trinken (und jeweils einen Liter Wasser 20 Minuten vor- und einen Liter Wasser danach). Okay, und wo kriegen wir das jetzt her?  Wir müssten einen kleinen feinen Trip ins Ghetto von Miami machen (Hö? Ich dachte, das Ghetto von Miami sei Hialeah, mein derzeitiger Wohnort?!!)  Als Ovi dann aber sagte „Oh shit, but I forgot my thirty-eight!“  wurde mir schnell klar (schnell =  die Zeit die es brauchte bei mir anzukommen, dass es sich bei einer „38er“ um eine Waffe handeln musste), dass er wohlmöglich nicht von Hialeah sprach. ‘n I’m like WOOOOT?!  Da hatte ich wirklich fast losgeheult... wahrscheinlich eher weil ich dachte, dass das alles sowieso nichts mehr bringt und ich nächste Woche meine Sachen packen und nach Hause fliegen könne, aber dass wir jetzt auch noch ins Ghetto mussten um das vermeindliche Antizeug zu bekommen hat mich total fertig gemacht. Ghetto.. guns...great.
Statt loszuheulen hab ich lieber Fingernägel abgekaut und zerrissen,  das heißt das Stück was nach dem wundervollen Hinflug hierher nachgewachsen war. Ovi versuchte mich zu beruhigen, was auch ganz gut zu klappen schien - bis wir im Auto saßen und er meinte, dass es jetzt zu lange dauern würde noch seine Achtunddreißiger zu holen, und wir die Aktion lieber ohne selbige durchziehen. Auf unserem Weg ins Ghetto fing es an zu stürmen, zu schütten und zu donnern, und ich machte die letzten Stummel nieder, die daran erinnerten, dass da mal Fingernägel waren. Neeeee, ich bin nicht selbstzerstörerisch in Stresssituationen.  Nach ca. einer dreiviertel Stunde Fahrt kamen wir unübersehbar im Ghetto an. Ganz schön gruselig: Die Gebäude waren wirklich nicht auf dem neuseten Stand und wo man hinsah Maximalpigmentierte mit Waffen (welche man nicht sehen konnte, aber doch zumindest erahnen.) Als wir am Zielort ankamen, sagte Ovi: „Okay, don’t move. Lock the car from inside. If I’m not back within five minutes take the car and go home.“ – das sollte witzig sein, irgendwie blieb der Lacheffekt aber  völlig aus. Natürlich ist nichts passiert und Ovi kam nach weniger als fünf Minuten wieder und fuhr mich nach dem Studieren der Gebrauchsanweisung nach Hause. Am nächsten Tag bin ich extra früh aufgestanden und habe wie vorgeschrieben einen Liter Wasser vorher, dann den„Detox drink“ selbst, und einen Liter Wasser nachher in Abständen von 20 Minuten getrunken. Das alles nicht wieder auszuspucken soll mir mal jemand nachmachen.  Aber ich bin ja geübt im literweise Wasser trinken (die meisten Mädels werden wissen warum). Vermutlich hätte ich den halben Liter Detox Drink auch einfach mit einem halben Liter Wasser ersetzen können bei derartiger Flüssigkeitszufuhr.
Nach einer Woche Urlaub für mich waren die Ergebnisse auch da und nun darf ich offiziell an der Schule arbeiten.
Der Grund, weshalb ich diesen Blogeintrag mit „Schreibwut“ angefangen habe (das liegt nun aber auch schon ein Weilchen zurück), ist folgender. Vor nicht einmal zwei Wochen wurde meine Mitbewohnerin Anet von unserer Vermieterin Barby angerufen, sie müsse sie dringend sprechen.  Am selben Abend saßen wir alle im Wohnzimmer und Barby frug Anet, ob sie jetzt mal ein paar Minuten Zeit hätte. Anet und ich tauschten einen „Was-ist-denn-jetzt-schonwieder-los Blick“ aus und die beiden verschwanden im Backyard.
Anet kam zurück, verdrehte die Augen und flüsterte aufgebracht „Ich muss erstmal runterkommen...morgen“. Dann verschwand sie in ihrem Zimmer, schrieb mir eine sms, ich solle auf Facebook kommen und so kommunizierten wir via Chat von Zimmer zu Zimmer. Erst redete sie um den heißen Brei herum („She’s just so crazy“), wahrscheinlich weil es ihr Leid tat, was sie mir sagen musste. „She thinks you want to seduce Daan“ (Daan = ihr Mann und unser Vermieter) und dass sie mich raushaben will (Anet hat sie es freigestellt zu bleiben).
Als Barby am nächsten Tag das Haus verließ, erzählte mir Anet ein paar der absurden Dinge, über die sich Barby ausgelassen hatte „...Du hättest Sie reden hören müssen – die Frau ist krank!“  Kombiniert mit der Tatsache dass ich am Vortag eine Axt im ihrem Schlafzimmer gesehen hatte, hat sich die Gesamtsituation irgendwie echt doof angefühlt. Drei Beispiele die sie erwähnt hatte, waren, dass ich sie nach ihrem und Daans Alter gefragt hätte –wieso ich sowas denn wissen wollen würde (sie ist 34 und er 30). Ein anderes, dass ich Daan (in ihrem Beisein) gefragt hätte, ob er nach South Beach fahren würde (sie nahm vermutlich an, dass ich ihn dann gefragt hätte, ob er mich mitnehmen könne, was, selbst wenn es so gewesen wäre, ja nicht schlimm gewesen wäre, aber ich wollte eigentlich nur fragen, ob er etwas für mich dorthin transportieren kann (Mareikes Aufladegerät). Sind jetzt alle Klarheiten beseitigt? Man merkt, meine Absichten sind ganz ganz räudige... Das Sahnehäubchen muss gewesen sein, dass ich am Tag vor dem Anet-Barby Gespräch nur mit Handtuch umwickelt in die Küche ging um mir eine Tasse zu holen (da klopfte sie von draußen ans Fenster (Garten grenzt an Küche) und plärrte „What’s going on?“ – „What do you mean, what’s going on? I’m getting a cup!“ Sie: „Uh uh. You have to go to the room. No towels in my house!“  BITTE???  Das Handtuch war nebenbei bemerkt riesengroß (habe es hier gekooft, da muss ja was reinpassen!) und bedeckte mehr Haut als vermutlich jedes Anziehteil meiner Sommergarderobe. Seitdem Anet mir alles erzählt hatte, versuchte ich natürlich, Barby zu meiden und wartete darauf, dass sie mir bald eröffnen würde, dass ich ausziehen muss. Das passierte ungefähr vier Tage später, nur dass sie mir gegenüber andere Gründe vorschub. Sie find das Gespräch an mit „The thing is... my husband lied to me. He said you guys didn’t know each other before you moved in.”  Was daran gelogen sei, frug ich. Sie hätte gesehen, dass wir seit August so-und-so auf Facebook befreundet gewesen wären. Das stimmte, er hatte mir per Email gesagt, ich sollte ihn adden, nachdem ich ihm die erste Email (Fragen über Haus und Miete) geschrieben hatte. Anet hatte das Haus ja schon ausgesucht, bevor ich mit ihm überhaupt in Kontakt getreten war... „So he knew what you looked like...“ Aha. Na und? Ich habe eigentlich die ganze Zeit die Klappe gehalten und hab mich berieseln lassen, war ja auch genug damit beschäftigt überrascht zu tun, denn Anet hatte  mir von dem Ganzen natürlich nichts erzählen sollen (Versteht mal einer die Logik hier!!)  Dann hat sie alles so dargestellt, als sei ihr Mann an allem Schuld und ich könnte da ja nichts für („Nothing personal!“), hätte aber nunmal auch andere “customs”  (Handtuch?).  „I don’t know what he was thinking...maybe he wanted us to make up a nice threesome or something“ – Humor hatte sie ja. Das Ende vom Lied war, dass ich von nun an zwei Wochen Zeit hatte, auszuziehen – also bis zum 22. September. Heute ist der 17., also habe ich noch fünf Tage und es ist über eine Woche her dass ich mit diesem Blogeintrag angefangen habe – yaaay. Call me Speedy. Jedenfalls haben Anet und ich noch keine Wohnung (und ich immernoch kein Auto); was mich mental echt fertig macht. Dazu kommt, dass Barby keinen Versuch auslässt, uns beiden das Leben zur Hölle zu machen. Wir dürfen den Fernseher nicht mehr benutzen und ich sollte doch bitte in mein Zimmer gehen waren die letzten beiden Hammer. Zu Anet meinte sie eines nachts, "Don't touch the A.C." als sie aufgestanden war um ihn aufzudrehen, weil ihr so heiß war.. Anet wird also mit terrorisisert, weil sie sich dazu entschieden hat mir gegenüber loyal zu sein (und natürlich auch keine Lust hat, mit dieser Amokläuferin von einer Barby unter einem Dach zu leben. Barby sieht auch wirklich aus wie eine Barby! Habe ich erwähnt, dass sie "Make-Up artist" ist? Alles besser als jede Reality TV Show, I sweaaar! Sorry for my random way of writing but I finally gotta finish this Blogeintrag :)
Samstag gucken wir uns mit Emil Hernandez, einem Immobilienhändler (den ich auf Yachtparty No. 2 kennengelernt habe) ein paar Wohnungen an. Er hat versprochen, dass wir etwas finden würden, was unsere Ansprüche erfüllt (nicht zu weit von Schule/College und unter 500 Dollar). Ovi interessierts auch nicht mehr welche Scheiße sich über mich ergießt – ich vermute, er hat den Blog gelesen (er hat ziemlich gute Übersetzungprogramme) und ist beleidigt, zumindest macht er sich für mich unerreichbar und erfindet dann bekloppte Ausreden. Alles Sweine!!! Aber ich bin voller guter Dinge, denn: Es kann nur besser werden! To be continued.

Dienstag, 31. August 2010

Erster Schultag, von Pontius zu Pilatus, Miami Partylife Deluxe

Da ich noch kein Internet habe, muss ich euch einen ganzen Batzen Text auf einmal drücken, obwohl er nicht an einem einzigen Tag geschrieben ist. Übersäht mit Mückenstichen und kaputt von nur drei Stunden Schlaf letzter Nacht, mache ich mich dran die letzte Woche zusammenzufassen.
Dienstag sollte ich zum ersten Mal meinen zukünftigen Arbeitsplatz zu sehen bekommen, allerdings um einiges später als geplant, da ich ohne Auto auf meine Mitbewohnerin angewiesen war, die mich erst gegen 16 Uhr hinfahren konnte. Endlich konnte ich den Headmaster, Bernardo Montero („Bernie“) mit dem ich die vergangenen Monate nur Emailkontakt hatte, persönlich kennenlernen. Er machte real einen genau so lockeren und freundlichen Eindruck wie in seinen Emails. Dann wurde ich noch ein paar Lehrern vorgestellt, deren Unterricht ich eventuell besuchen oder teilweise übernehmen können würde. Da die Stundenpläne am ersten Schultag nach den Ferien aber noch nicht stehen, war es schwierig schon alles durchzuorganisieren und meinen eigenen Stundenplan zu entwerfen, also habe ich den nächsten Tag nur nochmal in ein paar Stunden „reingeschnuppert“ um dann zu der Überzeugung zu kommen, diese Woche noch völlig überflüssig zu sein und dass ich sie lieber dazu nutzen sollte, mir ein Auto zu besorgen und anderes Organisatorisches zu regeln. Bernie fand das auch einen guten Plan – perfekt.

Glücklicherweise hatte ich an der Schule gleich ein sehr nettes und hilfsbereites (wenn auch aufgedrehtes) Securitykerlchen („Ovi“, aus Puerto Rico) kennengelernt, quasi Bernie’s PA (personal assistant), der mich solange ich kein Auto hatte, zur Schule fahren und nach Hause bringen sollte. Sagt Bernie. Die Fahrten stellten sich als relativ anstrengend heraus, weil er davon ausging (und trotz Widerrede tut er das anscheinend leider immernoch), in Deutschland würde man Eminem und andere ehrenvolle Künstler nicht kennen. Deshalb beschränkte sich vorerst ein großer Teil unserer Unterhaltungen auf einen eher reduzierten Wortbestand, nämlich folgenden:
„You know this song? “ – „No!“ – *aufdreh* - „Really?! Listen…” – “Hm…” – “Now?” – “No…” – “Oh listen now, this is awesome!”- *aufdreh*

Mittlerweile haben wir auch andere Gesprächsthemen, zu einem großen Teil wahrscheinlich deshalb, weil ich ihm irgendwann nahelegen konnte, dass ich die meisten Songs (die er anspielt, aufdreht, zu denen er mitsingt und auf's Lenkrad haut) aus dem einfachen Grund nicht kenne weil Hiphop nicht gaaaanz so meins ist. Damit wurde er nur schwer fertig, und ich glaube, er hat immernoch daran zu knabbern. Aber so langsam ist es tatsächlich die meiste Zeit sehr amüsant mit ihm, wenn auch ab und an etwas anstrengend weil er sich sehr gerne selbst reden hört. Aber das erstmal nur als Einschub.
Wo war ich... zweiter Schultag (Mittwoch, 25.08). Also, wie gesagt, eher langweilig, aber immerhin habe ich schon ein paar Klassen gefunden die mir gefallen könnten. Genaueres sollte ich am folgenden Montag (30.08.) herausfinden – denn den Rest der Woche würde ich ja versuchen ein Auto zu finden und so. Mhm, ist klar. Am Ende des Tages lud uns Bernie zum Essen ein. What kind of food I like, he asked. SUSHIIIIIII!! Wie sich herausstellen sollte war das eine ganz neue Erfahrung für Ovi, mit der er mehr zu kämpfen hatte als mit der Tatsache, dass Hiphop nicht zu meinen Lieblingsgenres der Musikkunst zählt. Er hat es aber fast geschafft, sich nichts anmerken zu lassen und schluckte jeden Bissen der Sushirolle (die Bernie von allen vieren, die wir uns geteilt hatten, am wenigsten mochte und Ovi anbot (Kopfparty!!)) nach mühehaften Zerkauen mit leicht verzerrter Miene brav herunter. Die übriggebliebenen Stücke jener Rolle habe ich mit nach Hause genommen und später auch verstanden, wieso Ovi nicht auch Höhenflüge wie ich erlebte, wenn er Maki im Mund hatte. Aal-Maki konnten die nicht so gut. Bääh.
Am Donnerstag hätte ich dann meinen eigenen kleinen Mission Impossible Film drehen sollen. Da Mareike mit Imke am selben Tag in Miami gelandet war wie ich, musste schnellstmöglich eine retard-reunion auf die Beine gestellt werden. Schließlich würden es die letzten gemeinsamen Tage für eine grausam-lange Zeit werden. Aber komm mal ohne Auto von Hialeah nach Miami Beach! Public Transportation ist hier nicht so auf dem Stand der Pariser Metro oder der Heidelberger Straßenbahn – neeee! Hier gibt’s Busse! Aber was für welche! Bin erstmal ins Nirgendwo gerannt um irgendwo eine Haltestelle zu finden. Geh mal zu Fuß im August in Hialeah ‘ne Haltestelle suchen. NIE WIEDER! Zu meinem - mal wieder – großen Glück habe ich einen netten alten Mann erspäht, der gerade in sein Auto steigen wollte, und zwar mehr Spanisch als Englisch sprach, mir aber anbot mich zu einer Haltestelle zu fahren. NAGUT! Nach gravierenden Verständigungsproblemen haben wir beide eingesehen, dass es wohl besser ist, einfach die Klappe zu halten und so konnte ich die letzten paar Minuten heiliger Stille vor dem Eintritt in die Hölle genießen. Wie ich sie vermissen würde... Bei besagter Haltestelle beschäftigte ich mich ungefähr zehn Minuten damit, Miamis Busplan zu studieren, leider erfolglos, aber irgendwie musste man sich ja von dieser beißenden Hitze ablenken. Nächstesmal ziehst du keine Unterwäsche an, dachte ich mir. Unnötig bei dem Wetter, ist ja gleich nass. Wie Dampfsauna. Und wenn man dann draußen auch noch Strecken zu Fuß zurücklegt, ist es herausfordernder als Bikram-Yoga!!  Atmen allein schien gerade schon schwer genug. Kurz vor Hitzekoma, ich glaube nach ca. zwanzig Minuten, kam dann doch ein Bus. Als ich dem Fahrer erklärte, dass ich nach Venecian Causeway muss, rümpfte er nur die Nase und zog die Augenbrauen hoch, als hätte er gefurzt und sei von dem Geruch überrascht. „Ja, was ist denn jetzt? Da wartet man hier zwanzig Minuten auf den Bus und dann können Sie mir nicht einmal sagen, ob ich auf dem richtigen Weg bin?!“ hab ich gesagt. Nagut, ich hab’s gedacht. Man weiß ja nie, wenn man den Busfahrern blöde kommt, verarschen die einen am Ende noch. Alles schon erlebt.
Aber anscheinend konnte er dann doch Gedanken lesen und sprach mit mir: „You need an H-Bus!“ Wo ich den find, hab ich gefragt. Der Äytschbus fährt von der blabla-Mall, da bin ich in ca. vierzig Minuten, hat er gesagt – ohne mich dabei anzugucken. Unfreundlich sind die hier, dachte ich mir, und wollte wie üblich die zwei Dollar in die Geldfressmaschine schieben. Doch siehe an, die bräuchte ich nicht bezahlen, die muss ich dann beim anderen Bus eh bezahlen, sagt der sich für mein Verständnis jeder Logik entziehende Fahrer. Fein.
Bei der nächsten Haltestelle wäre ich wirklich fast umgekippt, der Äytschbus hat auch mindestens acht Minuten gebraucht. Eine ältere Frau ohne Zähne frug mich, wo ich hinwolle. Venecian Causeway, muss den H-Bus nehmen, entgegnete ich. Sie müsse den auch nehmen, sagte sie. Das ist aber schön.
Die Fahrerin des Äytschbusses war immerhin nett und hat mir geglaubt, dass ich vom anderen Bus keinen Transit-Pass bekommen hatte – stimmte ja auch, so musste ich wieder nichts bezahlen. Das war dann wohl die Kompensation für die zahnlose Alte, die im Bus natürlich neben mir platznehmen musste. Ich starrte aus dem Fenster, sie tat es mir gleich – glaubte ich zumindest. Als ich kurz rüberschaute, stellte ich leider fest, dass sie nicht aus dem Fenster, sondern auf mein Ohr – beziehungsweise jetzt in mein Gesicht starrte. Dann fing sie zu grinsen an und ich betete, dass ich nicht gleich ihren Mundgeruch wahrnehmen müssen würde – zu spät. Das Ruckeln des Busses schien mit der soeben aufgekommenen Übelkeit die absolute Schmerzgrenze zu sein und ich beschloss, mich hinzustellen, um nicht mehr neben dieser armseligen, aber nunmal stinkenden, Kreatur sitzen zu müssen. „What is it, sweety?”, fragt die alte Fee, als sei sie auf meine Gesellschaft angewiesen. „Dizzy!“ –paradoxe Antwort aber wie vermutet wurde sie nicht hinterfragt und akzeptiert...
Als ich schon eine gute halbe Stunde dachte, es kann jetzt nicht mehr weit sein bis zur nächsten Umsteigestation, fuhr mit Vollgas ein Auto in den Bus. Dieser Tag war zum Scheißesein gemacht, dachte ich mir, nachdem ich mich von Schock und Würgreiz erholt hatte. Mit Ausnahme der Fahrerin war ich wohl die vom Aufprall schockierteste aller Businsassen, da das Auto genau dort reingerast war, wo ich nun nach dem Zahnlosfrau-Escape gesessen hatte, ca. 3 Plätze hinter dem Fahrersitz. Nachdem die Fahrerin gefragt hatte, ob alle in Ordnung seien, rannte sie raus, setzte sich auf eine Bank und schnappte nach Luft. – Sehr verständlich, fand ich, rannte ihr hinterher und tat es ihr gleich. „Are you alright?“ frug ich und hatte dabei noch selbst Knie weich wie Gummi. Dem Fahrer des anderen Autos war zum Glück auch nicht viel passiert, er humpelte nur ein wenig. Vielleicht war sein Bein aber auch in Wirklichkeit abgetrennt und seine Fähigkeit sich fortzubewegen war allein auf den Schockzustand und den damit verbundenen Adrenalinausstoß zurückzuführen – solls ja geben sowas. Mein Zustand transformierte sich von Schock in Nostalgie, ich konnte nicht anders als mich an die stillen Minuten im Auto des Mexikaners zurückzusehnen, die nun fast eine Ewigkeit hergewesen zu sein schienen. Als die Fahrerin sich fing, zeigte sie auf den hinter uns haltenden S-Bus und riet mir, dort einzusteigen. Aha, um ein Haar wäre mir also dieser Unfall erspart geblieben, wir waren ja quasi schon an der Haltestelle wo ich rausgemusst hätte. Also stieg ich brav in den nächsten Bus ein, zeigte kein Ticket vor, weil ich keins hatte, zeigte dann auf die Unfallstelle und sagte „I was in that bus before“ – voller Verständnis nickte die Fahrerin und ließ mich umsonst in ihrem tollen Bus mitfahren. Ich liebe Busse.
Nach weiteren 30 Minuten und einer weiteren mich angaffenden Nervensäge neben mir, die aber diesmal männlich, schrankartig muskulös , tätowiert und angeblich Arzt war, kam ich ENDLICH in der Lincoln Road an, von der es ja nun wirklich nicht mehr weit sein konnte bis zum Ankunftsort. Mareikes Couchsurfer meinte ich sollte mir von dort ein Taxi nehmen, das seien hööööchstens 10 Dollar. Fand ich in Anbetracht meiner an diesem Tag entwickelten Busantipathie verkraftbar, also hüpfte ich in das nächste Taxi und sagte der Frau sie soll mich bitte Richtung so-und-so fahren, ich hätte aber nur 10 Dollar. Als der Taxameter auf neun Dollar nochwas stand, sagte ich, hier könnte sie mich rausschmeißen, ich hatte ja gesagt, ich hätte nur zehn Dollar. „I heard you sweety“ – Hä?? Okay, dann lass den Taxameter halt weiterlaufen und kutschier mich noch ein bisschen herum, blöde Kuh, ich hab dir aber vorher gesagt, dass ich nicht mehr als zehn Dollar bezahlen werde... Leider war die Taxifahrerin zu blöd, die richtige Adresse zu finden, und so stieg das Taxading weiter auf 16 Dollar bis wir am Zielort waren. „Give me 12 Dollar“ sagt die französische Maximalpigmentierte (maximal Pigmentierte? Maximal Pig mentally irrte!), „it’s too far“ – „EXCUSE ME?!“ Als ich sie daran erinnert hatte, was wir vereinbart hatten, wollte sie anfahren, ohne mich aussteigen zu lassen. Ich habe ihr in lautem Ton zu verstehen gegeben, dass es nicht meine Schuld ist wenn sie die Adresse nicht auf Anhieb findet und dass sie mich auf der Stelle aussteigen lassen sollte, SONST SETZT’S WAS. Wider Erwarten ließ sie mich raus und völlig fertig kroch ich auf allen Vieren in den Hintergarten der Mansion, von wo ich mit einem Jetski abgeholt werden sollte um zur Yacht zu gelangen, die sich mittlerweile schon seit ein paar Stunden irgendwo zwischen den Venecian Islands auf dem Wasser befand. Yachtparty... na, wenn das mal diesen Scheißtag kompensieren würde, dachte ich. Aber es hatte sich gelohnt... nach der Jetski-Aktion mit Haare fressen, Festklammern-dass-es-wehtat (letzte Jetskierfahrung war nicht ganz schmerzfrei!) aber wundervollem Über-Wellen-Fliegen konnte ich endlich Mareike in die Arme schließen und der Horror der letzten drei Stunden schien nur noch halb so schlimm...RETARD-REUNION ON SE YACHT!!!
Was das Bötlein so zu bieten hatte: Ordentlichen Elektro, viele fröhliche Menschen mit Wodka-Cranberry in der Hand, gemachte Brüste und aufgepumpte Oberkörper. PFUI :) Die Stimmung lud zum bechern ein und so becherten und tanzten wir bis wir wieder bei der Mansion ankamen und die nächste Party losging, bzw. weitergefeiert wurde – geht ja auch ganz gut so mit fettem Pool und BBQ, nech! Nach dem Abend war es definitiv zu spät, noch nach Hialeah, in das „Spanischviertel“ oder zum „Arsch der Welt“ zu fahren, wie dieser Ort hier von einigen bezeichnet wurde. Die Menschen von South Beach konnten es nicht fassen, dass jemand der mit ihnen hier auf dieser Yacht gefeiert und in diesem Jakuzzi gebrodelt hatte, in Hialeah wohnen könnte... Wie dem auch sei, ich kam jedenfalls nicht mehr nach Hause und schlief in der Mansion – war auch ganz gemütlich eigentlich :) Am nächsten Tag ließ ich mich vom Gärtner der Mansion nach Hause bringen – er musste sowieso in die Richtung. Das war ein Limo-ride gegen die Busaktion vom Vortag! Hat nur ne halbe Stunde gedauert – Woooow!
To be continued...

Sonntag, 29. August 2010

Bye bye Germany...

Nach fast einer Woche Eingewöhnungszeit komme ich endlich zum Schreiben.  
Seit dem emotional aufreibendem Abschied von meiner Mutter war die erste vertraute Stimme im Flieger auf dem „Musical Memories“-Channel  jene von Jeff Buckley in „Hallelujah“, welche die Kapazität meines Trommelfells brutaler denn je herausfordern sollte. Brutaler den je, weil mein Selbstschutzmechanismus es mir befohl, lieber Jeff Buckley als quälendes Kleinkindgeschrei (welches – wie zu oft –  in der  Reihe direkt vor mir seinen Ursprung fand) die Härchen meines Gehörs niedermähen zu lassen.

Die Vereinigung der Komponenten des langsamen Anrollens, der darauf folgenden Beschleunigung und des schließlichen Abhebens des Fliegers mit der penetranten Buckley-Beschallung meines Endhirns ließen mich in eine Art Reminiscence-Koma verfallen – besonders da ich währenddessen die letzten zwei Wochen in Europa nochmal revue passieren ließ. Also drehte ich noch ein bisschen auf, sodass das Balg/Biest vor mir für mein auditives Aufnahmevermögen komplett ausgeschaltet war, schwelgte in Erinnerungen und wartete auf die Klimax, also den erlösenden Tränenerguss.
It didn’t happen. Dafür machte ich den A.C. verantwortlich, der den Fluginsassen mit höchstens minus zehn Grad Celsius und einer Windstärke von mindestens 282 km/h in die Gesichter peitschte, ergo Ausdünstungen jeglicher Art, diverser Schleimhäute und Poren, zu verhindern wusste.
Eine gute halbe Stunde vor Landung fing das Flugzeug zu Rucken und zu Beben an, dass man hätte anfangen können sich von der Welt zu verabschieden. Schön. Hatte schon angenehmere Momente des Erwachens. Ich startete einen weiteren Versuch, eine Träne herauszuquetschen – vergebens. Würde ich nochmal weinen dürfen in diesem Leben? Vor meinem inneren Auge spielte sich kurz mein ebenso viel zu kurzes Leben ab
oder die letzten zwei Wochen – und dann ergriff mich der Gedanke, dass es  eine absolute Fehlkonstruktion sei, dass Internet und Handy da oben, über alldem, was man zurücklässt oder was einen erwarten soll, nicht funktionieren. 
Der Gedanke  gedieh. In einer kraftstoffbetriebenen Maschine, welche sich für mein Empfinden paradoxerweise in der Luft befindet, und dessen erfolgreiches Landen zu einem zu großen Maße in den Händen eines eventuell alkoholabhängigen Piloten liegt, sollte man zumindest die Möglichkeit haben, sich im Falle des sicherbevorstehenden Todes mit Freunden, Verwandten und gegebenenfalls Kindern und Haustieren in Verbindung zu setzen.  Funktionierende Telefone über den Sitzen wären um einiges sinnvoller als Sauerstoffmasken. Ist eh nicht mehr viel mit Atmen once you hit the ground würd ich sagen, aber das ist nur meine ganz persönliche Meinung.
Der Grund für diese abartigen, unvorstellbaren Turbulenzen und folglich die Quelle des den Flugingenieuren (oder Fluggesellschaften, was weiß denn ich) geltenden herabsetzenden und entwürdigenden Todesgedankens war der, dass  in Florida gerade Hurrican-Season war. SÜPÄR! 
Die Turbulenzen wurden nach ca. zehn Minuten (einer gefühlten Ewigkeit) weniger und ich bezüglich der Frage, ob ich in diesem Leben nochmal weinen dürfte, zuversichtlich.
Noch dreißig Minuten bevor ich meine Endstation Miami International Airport erreichen würde. Die Temperatur im Ankunftsort betrug zu diesem Zeitpunkt 33°C, verkündete der Pilot. Bei Abflug regnete es in Frankfurt aus Eimern – die kleinen Dinge im Leben, die einen ganz warm ums Herz werden lassen, dachte ich triumphierend. Aber mehr zu diesem Fehlschluss später.
Bei der Landung gab es noch einen kleinen panischen Aufschrei – diesmal aber meines Herzens (das Kind hatte zu meinem unfassbaren Glück vor ein paar Stunden Ruhe gegeben, wahrscheinlich war es müde vom stundenlangen Kreischen).
Dann war ich endlich angekommen. Nach  Reisepass- und Visumskontrolle, ein paar dreisten Fragen des Polizeibeamten (die nehmen sich echt alles raus wenn du auf sie angewiesen bist!) und weiteren acht Stunden Warterei am Flughafen, weil meine zukünftige Mitbewohnerin sich etwas verspätete, fuhren wir zu unserem neuen zu Hause und ich konnte endlich ins Schlafkoma fallen.  Und den Flug hatte ich immerhin auch überlebt. 
To be continued...